Die AUNDE-Geschichte beginnt 1899 mit zwei Männern, die eine Möglich keit für geschäftlichen Erfolg in der niederrheinischen Textilindustrie er kannten. Mit zwölf Webstühlen in einem angemieteten Produktionsgebäu de an der damaligen Alsstraße 149 gründeten Victor Achter und Conrad Ebels das Unternehmen „Achter & Ebels“, oder kurz AUNDE, wie sich der Textilhersteller zu Beginn des 20. Jahrhunderts in seiner verkürzten Tele grammadresse nannte. Beide Bezeichnungen prägten die Unternehmens geschichte und sind heute im offiziellen Unternehmensnamen „AUNDE Achter & Ebels GmbH“ vereint.
Neben dem Namen prägen die Charaktere der Gründer das Unternehmen bis heute. Victor Achter war technischer Vordenker. Er sorgte dafür, dass die Maschinen auf dem neuesten Stand waren und technische Innova tionen in den Arbeitsprozess integriert wurden. So war AUNDE flexibel aufgestellt und konnte Stoffe aus unterschiedlichen Materialen für wech selnde Modetrends produzieren. Conrad Ebels stammte aus der Land wirtschaft und legte die finanzielle Basis für die Unternehmensgründung. Anfang des 20. Jahrhunderts begeisterte er sich für die gerade aufkom menden Automobile und legte wahrscheinlich so den Grundstein für eine bis heute andauernde Verbindung von AUNDE zur Automobilindustrie.
Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts brachte große Herausforderungen, doch AUNDE nutzte diese als Chancen für Innovationen und Wachstum.
Conrads Tochter Elisabeth, genannt Liesel, und ihr Mann Carl Bolten modernisierten das Familienunternehmen Ende der 1950er Jahre und statteten es mit vollautomatischen Webstüh len aus. Dazu kam der unternehmerische Mut von Rolf Königs. Seit den 1970er Jahren trug er als Geschäftsführer maßgeblich zur Neuausrichtung AUNDEs bei, indem er den Mönchenglad bacher Textilhersteller entschiedener und erfolgreicher als zuvor in die gewinnbringenden Märkte der Automobilindustrie führte.
Mit Entschlossenheit, wirtschaftlicher Vernunft und Innova tionsbereitschaft entwickelte sich AUNDE so von seinen An fängen als mechanische Weberei zu einem global agierenden Systemlieferanten der Automobilindustrie. In dieser Broschüre zeigen wir Ihnen die historischen AUNDE-Meilensteine und wie sich das Unternehmen erfolgreich an die Herausforderun gen einer sich ständig verändernden Welt anpasste.
Das in der Region um das heutige Mönchengladbach gewonnene Flachsgarn war begehrt und wurde seit dem Mittelalter traditionell in Handweberei zu Leinengewebe verarbeitet. Sie entwickelte sich neben der Landwirtschaft zu einer tragenden Säule der lokalen Wirtschaft. Gewebt wurde in Heimarbeit, der Absatz erfolgte im Verlagssystem. Ein Verleger versorgte die Weber mit Rohstoffen und übernahm den Vertrieb der ferti gen Waren. Bald zogen verwandte Gewerbe wie Färbereien und Schneide reien in die Gegend.
Die französische Besetzung des linken Rheinufers ab 1797 legte den Grundstein für den weiteren Erfolg des regionalen Textilgewerbes. Eine neu eingeführte Handels- und Gewerbefreiheit veränderte die wirtschaft liche Situation grundlegend. Unter der Napoleonischen Schutzzollpolitik profitierte man ebenfalls enorm von der Zugehörigkeit zum französischen Wirtschaftsraum. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich der Raum Gladbach zur industriereichsten Region im französischen Kaiserreich. Auch Bergische Fabrikanten verlagerten ihre Baumwollproduktion in das Gebiet.
Durch die von Napoleon 1806 verhängte Kontinentalsperre gegen England fiel einerseits die Handelskonkurrenz Englands mit seiner fortgeschrit tenen Textilindustrie weg, andererseits wurde dadurch ein Import engli schen Baumwollgarns unmöglich. Dies bedrohte das Gladbacher Textilge werbe, das bis dahin über keine eigenen mechanischen Spinnmaschinen verfügte. Daraufhin kam es im Gladbach-Rheydter-Textilrevier umgehend zur Einrichtung und Gründung eigener Baumwollspinnereien.
Nach Napoleons Niederlage im Jahr 1815 wurde der linke Niederrhein preußisch. Die Wirtschaft ging zunächst bergab. Mit der Eingliederung zu Preußen war die Leinenindustrie der westfälischen und schlesischen Konkurrenz ausgesetzt. Nach dem Wegfall der Kontinentalsperre stand die rheinische Textilindustrie erneut in schärfster Konkurrenz zu England und Belgien. Der technologische Vorsprung Englands – der Einsatz me chanischer Spinnmaschinen, Webstühle und Dampfmaschinen – brachte erhebliche Wettbewerbsnachteile.
Die Abschaffung der innerdeutschen Zollgrenzen sowie die Gründung des deutschen Zollvereins im Jahr 1834 führten zunehmend zur Bildung eines umfassenden preußisch-deutschen Binnenmarktes. Bis Ende der 1840er Jahre wurde die Leinenproduktion immer mehr von der Baumwollproduk tion verdrängt. Aufgrund ihrer Fasereigenschaften war Baumwolle für die industrielle Produktion in größerem Maße geeignet. Im Zuge dessen wurden Baumwollartikel immer besser und günstiger.
In der Industrialisierungsphase kamen von 1840 bis 1850 Dampf- und Spinnmaschinen aus England an den Niederrhein. Eine große Bedeutung für die Industrialisierung in Gladbach hatte auch die Eisenbahn als neues Verkehrsmittel.
1852 begann man in den Gladbacher Manufakturen mit der Herstellung halbwollender Meterware. Die Wollverarbeitung gewann zunehmend an Bedeutung und die Stadt entwickelte sich zum Tuchplatz. 1853 wurde dann die „Gladbacher Aktien gesellschaft für Spinnerei und Weberei“ gegründet. Infolge des amerikanischen Bürgerkriegs blieb der Import von Rohbaum wolle aus, sodass der Markt in den 1860er Jahren einbrach.
Zwar führte auch der deutsch-französische Krieg 1870/71 zu einem Konjunktureinbruch. Doch bis 1880 erholte sich die Gladbacher Industrie wieder. Nach Durchsetzung des Fabrik systems fand bis zur Jahrhundertwende mit der Entstehung der Bekleidungsindustrie eine zweite technische Revolution statt. Rheinische Garne und Stoffe waren bald auch im Aus land so beliebt, dass man bald vom „Rheinischen Manches ter“ sprach. Anfang des 20. Jahrhunderts war der Gladbach Rheydter Raum zur führenden Region der Textilindustrie geworden.
Am 3. März 1899 ließen Victor Achter und Conrad Ebels in Gladbach ihr Unternehmen, das unter dem Namen „Achter & Ebels“ firmieren und bald beachtliche Erfolge erzielen sollte, als offene Handelsgesellschaft in das Gesellschafts-Register eintragen. Im Gesellschaftsvertrag vom 1. April 1899 legten sie den Unternehmenszweck fest: „Mechanische Weberei in Herrenstoffen nebst den dazu gehörenden Vorarbeiten, wie Zwirnerei und Spulerei usw.“. Conrad Ebels zahlte 30.000 Mark als Kapitaleinlage in die Gesellschaft ein, Victor Achter 20.000 Mark.
Doch wer waren diese aufstrebenden Jungunternehmer? Victor Achter wurde am 11. September 1874 als Sohn des Fabrikbesitzers Victor Achter und dessen Frau Catharina Josephine, geb. Kallen, in Rheydt geboren. Sein Vater war Teilhaber der Textilunternehmen Wienandts & Achter und ab 1874 Achter & Feuerhake und im Vorstand der Gladbacher Industrie- und Handelskammer. Von 1883 bis 1889 besuchte Victor Achter das Gym nasium, das er ohne Abschluss verließ. Ihn drängte es frühzeitig zu einer praktischen Ausbildung. Er wollte in die Fußstapfen des Vaters treten und ein „tüchtiger Tuchfabrikant“ werden. Nach dem Besuch der Textilfach schule in Mülheim an der Ruhr sammelte er in mehreren deutschen Städ ten praktische Erfahrungen in der Tuchherstellung, bevor er mit 24 Jahren gemeinsam mit Conrad Ebels das eigene Unternehmen gründete.
Joseph Conrad Ebels, der sich später nur noch Conrad nannte, wurde am 9. Januar 1872 in Windberg bei Gladbach geboren. Sein Vater Adam Ebels war Gutsbesitzer und langjähriger Erster Beigeordneter sowie Gemeinde vorsteher der Gemeinde Gladbach-Land. Zu Conrad Ebels´ Ausbildung und seinem Lebenslauf bis 1899 ist nichts bekannt.
Achter & Ebels nahm den Betrieb mit zwölf Webstühlen in angemieteten Räumen an der Alsstraße in Gladbach auf. Zunächst konzentrierte man sich auf die mechanische Weberei von Herrenstoffen. Schon früh beab sichtigte Achter & Ebels den internationalen Vertrieb ihrer Produkte. So wurde bereits im März 1900 Theodor Seehausen aus Kopenhagen mit der Vertretung für Schweden und Dänemark beauftragt.
Bei ihrer Weberei handelte es sich um eine Buckskin- und Kammgarnwe berei. Die Bezeichnung „Buckskin“ war spätestens seit den 1880er Jahren jedem in Gladbach bekannt. Buckskin (englisch für Bockfell) ist eigentlich reinwollenes, stark gewalktes Streichgarngewebe. Allerdings waren die Gladbacher Buckskins ein Mischgewebe, das größtenteils aus Kunst- bzw. Reißwolle und Baumwolle hergestellt wurde. Sie konnten kostengünstig produziert werden und fanden zahlreiche Abnehmer. Auch die Gladbacher Kammgarngewebe waren Mischgewebe, bei denen Wollfäden mit Baum wollfäden verzwirnt waren oder das Kettgarn halb oder ganz aus Baum wolle und nur der Schuss aus Kammgarn bestand.
Das junge Unternehmen entwickelte sich rasch erfolgreich, sodass der Betrieb bereits im Jahr 1907 an die heutige Waldnieler Straße umzog, dem heutigen Firmensitz. Dort wurde das neue „Fabriketablissement“ mit mehreren Werkshallen errichtet und Zwirnerei, Appretur, Walkerei und Wäscherei in den Betrieb integriert. Nun gab es schon 87 Webstühle, bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde bereits auf 150 Webstühlen produziert. Achter & Ebels hatte sich zu einer Volltuchfabrik entwickelt, neben Stoffen für Herren- und Damenbekleidung wurden Textilien für Droschken hergestellt.
Wie in den anderen Industriestädten Deutschlands war dieses Bevölke rungswachstum auch in Gladbach und Rheydt von großem sozialem Elend begleitet. Die Stadtverwaltungen standen vor erheblichen Herausforde rungen. Es fehlte an Wohnraum und einer ausreichenden städtischen Infrastruktur. Wasser- und Kanalanschlüsse, Hygiene- und Gesundheits maßnahmen, Schulen, Straßen- und Straßenbahnbau, sowie eine Gas- und Elektrizitätsversorgung mussten zum Teil erst geschaffen bzw. weiter ausgebaut werden.
Die in Gladbach und Rheydt vorherrschende Baumwollindustrie war über wiegend mittelständig strukturiert. Anders als im Ruhrgebiet gab es in beiden Städten weder wirkliche Großbetriebe noch bedeutende Arbeiter kolonien. Im Jahr 1902 gab es in Gladbach 213 fabrikmäßige Betriebe mit zusammen über 16.000 Arbeitskräften, darunter 82 Webereien, 9 Spin nereien und 8 Fabriken, die sowohl Spinnereien und Webereien besaßen.
Das erste Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts wurde als „Zenit des wirt schaftlichen Bestehens“ der niederrheinischen Textilindustrie bezeichnet. Die traditionell in der Textilindustrie vorherrschenden niedrigen Löhne sowie die sich rasch ändernden Wirtschaftskonjunkturen sorgten in den Arbeiterfamilien für prekäre Lebenssituationen. Während die sozialde mokratisch orientierten freien Gewerkschaften lange Zeit in Gladbach und Rheydt ein Schattendasein führten, organisierten sich kurz vor 1900 zuerst in nennenswertem Umfang die Textil- und später auch die Metallar beiter in christlichen Gewerkschaften, deren Gründung vom katholischen Volksverein in Gladbach unterstützt worden war.
Bis zum Jahr 1913 war die Textilindustrie im Kammerbezirk auf 650 Betriebe mit zusammen rund 55.000 Beschäftigten angewachsen. Textil- und Bekleidungsindustrie stellten mit 71 Prozent der Beschäftigten den größten Anteil an der Gesamtwirtschaft. Die Baumwollindustrie – als größter Zweig im Textilgewerbe mit über 20.000 Beschäftigten – verspann 20 Prozent der in Deutschland eingeführten Baumwolle. Die Samt- und Seidenindustrie verfügte über rund 10.000 Beschäftigte, die ehemals führende Leinenindustrie dagegen war auf weniger als 1.000 Arbeitskräfte zusammengeschrumpft. Im Kammerbezirk wurde aber schon auf über 3.000 Webstühlen Buckskin hergestellt. Diese Sparte sollte in den folgenden Jahrzehnten eine führende Stellung in der Gladbacher Textilindustrie einnehmen.
Nachdem am 1. August 1914 die Mobilmachung verkündet worden war, zeigte sich auch in Gladbach und Rheydt eine gro ße vaterländische Begeisterung. In Gladbach allein meldeten sich in den ersten Tagen danach rund 4.000 Freiwillige für den Kriegsdienst.
Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs hatte erhebliche Aus wirkungen auf die lokale Wirtschaft. Metallbranche und Ma schinenbau waren mit der Rüstungsproduktion voll ausgelas tet, die Wolle verarbeitenden Betriebe liefen auf niedrigerem Niveau. Viele mussten im Herbst 1914 sogar stillgelegt werden, da sie nicht auf die Herstellung von Militärtuch eingerichtet waren. Achter & Ebels aber hatte die Produktion umgestellt und Militärtuch, Decken, Zeltbahnen und Brotbeutel für das deutsche Heer geliefert. Zusätzlich unterstützte die Textilfa brik das Deutsche Kaiserreich durch den Kauf von Kriegsan leihen.
Bis zum Sommer 1916 musste die Arbeitszeit in der Tuchpro duktion auf fünf Tage in der Woche gesenkt werden. Die Nach frage der Heeresverwaltung nach Mannschaftsdecken stieg dann aber im August 1916 erheblich an, sodass der Düssel dorfer Regierungspräsident 29 Gladbacher Betrieben wieder eine Arbeitszeit von 58 Stunden an sechs Arbeitstagen ge nehmigte. Dazu konnten nun die Kapazitätsreserven der still gelegten Betriebe genutzt werden. Als die Anschlussaufträge von Mannschaftsdecken schließlich ausblieben, ging auch der Beschäftigungsstand im Herbst 1917 wieder zurück. Bis zum Kriegsende litten von da an sowohl Bevölkerung als auch Be triebe unter der mangelhaften Kohleversorgung.
Der Erste Weltkrieg war vorbei! Gladbach stand von Dezember 1918 bis 1926 unter belgischer Besatzung. Die scharfen Einschränkungs- und Kontrollmaßnahmen der Besatzungsmacht lähmten das Wirtschaftsleben. Rohstoffmangel stellte die Textilbetriebe vor große Schwierigkeiten. Als Mischgewebeproduzent konnte sich Achter & Ebels womöglich leich ter als andere auf diese Schwierigkeiten einstellen. Spätestens 1919 verfügte das Unternehmen über die Produktionsbereiche Mechanische Buckskin-, Kamm- und Chevior-Weberei, Woll- und Kunstwoll-Spinnerei, Kunstwoll-Fabrik, Färberei, Walkerei und Appretur. Schon in dieser Zeit findet sich die Bezeichnung „AUNDE“ als Telegramm-Adresse im Brief kopf des Unternehmens. Diese abgekürzte „Drahtanschrift“ war im Ver gleich zur Nennung von vollem Firmennamen und Adresse günstiger, da im Telegramm jeder Buchstabe berechnet wurde.
Am 18. Oktober 1922 gründeten Victor Achter und Conrad Ebels mit einem Stammkapital in Höhe von 100.000 Mark die „Textilia-Gesellschaft mit be schränkter Haftung“ zur „Finanzierung von Kreditgeschäften und Handel mit Textilien aller Art“. Die Geschäftsführung übernahmen sie gemeinsam. Diese Gründung diente in erster Linie der rechtlichen Absicherung. Achter & Ebels hatten die beiden als offene Handelsgesellschaft gegrün det und wären damit vollständig persönlich haftbar gewesen.
Die Produktion lief auch in den 1920er Jahren mit Dampfkraft. Im März 1921 genehmigte die „Gesellschaft zur Ueberwachung von Dampfkesseln zu M.Gladbach“ einen neuen feststehenden Dampfkessel. Er diente dem Antrieb der Fabrikanlagen.
Alte Fotografien zeigen, dass die Fertigungs einrichtungen über Wellen und Transmissionsriemen miteinander verbun den und angetrieben waren.
Im Verlauf des Jahres 1922 erweiterte Achter & Ebels die Produktions- kapazitäten der Spinnerei und erwarb Ende August eine Spinnereieinrich tung des Unternehmens Leopold Krawinkel aus Vollmerhausen. Die „3 Sortimenten und 4 Selfaktoren nebst allem Zubehör, Transmissionen etc.“ kosteten 29.000 Mark. Der Kauf fand in weiterhin stürmischen Zei ten statt: „Wohl kaum je zuvor hat die Stadt in ihrer Entwicklung eine so schwere Zeit durchgemacht, wie jene fünf Jahre“, notiert der Verwaltungs bericht über die Jahre 1921 bis 1926. Die Inflation galoppierte und politi sche Unruhen waren an der Tagesordnung.
Dass Achter & Ebels in diesen schwierigen Zeiten weiterbestehen konnte, wird auch mit einer klugen unternehmerischen Entscheidung zusammen hängen. Mochte der eigene Betrieb noch mit Dampfkraft produzieren, war Conrad Ebels technischen Neuerungen wohl sehr aufgeschlossen. Als einer der ersten Gladbacher fuhr er ein Automobil. In den 1920er Jahren begann sein Unternehmen, Polsterstoffe für die Automobilindustrie zu produzieren, Grundlage für den Erfolg bis heute. 1922 gab es nur knapp 83.000 Automobile, 1924 allerdings schon 124.000. Dementsprechend war die Nachfrage nach Polsterstoffen noch überschaubar. Der erste be kannte Kunde war Opel. In Rüsselsheim hatte man das Fließbandsystem der amerikanischen Fordwerke adaptiert. Der sogenannte „Laubfrosch“, der 4/12-PS-Opel, war das erste in rationeller Massenfertigung produzierte Automobil in Deutschland.
Höchstwahrscheinlich wurden Stoffe aus Gladbach in diesem Modell verbaut! Gleichzeitig war AUNDE damals schon Kunde in Rüsselsheim. Der Textil hersteller transportierte Waren mit einem Opel-Lastwagen durchs Werk und zu seinen Kunden.
Ende der 1920er Jahre galt das Unternehmen mit 500 Be schäftigten, 175 Webstühlen und 11.000 Spindeln als größtes Textilunternehmen der Gladbacher Tuchindustrie in Privat besitz. Damals suchte AUNDE mehrfach per Zeitungsanzeige neues Personal, etwa „tüchtige“ Weber, Buckskin- und Kammgarnstopferinnen oder Krempelputzer.
Derweil hatten sich Gladbach und Rheydt in Bebauung und Besiedlung räumlich so weit angenähert, dass die Grenzen zwischen den beiden Städten verschwammen. Im Juli 1929 wurden sie schließlich zur neuen Großstadt „Gladbach-Rheydt“ mit rund 200.000 Einwohnern zusammengeschlossen.
Das Jahrzehnt endete mit der Weltwirtschaftskrise 1929. Welche Auswirkungen sie auf AUNDE hatte, ist unklar. Die neue Großstadt traf es hart. Im Arbeitsamtsbezirk Glad bach-Rheydt mit 270.000 Einwohnern stieg die Zahl der Erwerbslosen von 8.000 im Jahr 1929 bis auf 30.000 im Jahr 1932. Es ist kaum vorstellbar, dass diese Entwicklung keine Auswirkungen auf AUNDE hatte.
Als Achter & Ebels 1934 den ersten Großauftrag der Adam Opel AG im Umfang von 118.544 Reichsmark (RM) übernahm, hatte sich Deutsch land völlig verändert. Von der Machtübertragung Ende Januar 1933 auf Adolf Hitler bis zur umfassenden Kontrolle über die Gesellschaft hatte die NSDAP nur wenige Monate gebraucht. Das politische und soziale Leben wurde im Sinne der Nationalsozialisten gleichgeschaltet.
Auch bei Achter & Ebels galt auf der Grundlage des „Gesetzes zur Ord nung der nationalen Arbeit“ vom 20. Januar 1934 ab Oktober eine neue Betriebsordnung. Das „Führerprinzip“ wurde eingeführt, der Betriebsrat durch sogenannte Vertrauensmänner ersetzt. Die NS-Symbolik war im Betriebsalltag präsent. Im Gefolgschaftsraum hing eine Hakenkreuzfahne, darüber ein Hitler-Zitat: „Arbeit für dein Volk adelt dich selbst“
Der Tuchfabrikanten-Verband in Gladbach, dessen Vorsitzender Victor Achter war, wurde 1933 in die Fachgruppe Tuch- und Kleiderstoffindustrie in Berlin überführt. Achter wurde so Mitglied der Fachgruppe und Bezirks leiter in Mönchengladbach.
Persönlich stand Achter der NS-Ideologie nahe. Vor dem Jahr 1933 war er Mitglied im deutschnationalen Stahlhelm gewesen, der in die SA über führt wurde. Seit Jahresende 1937 war er Mitglied der NSDAP. Ab 1938 war er zudem Förderndes Mitglied der SS.
Sein Sohn Dr. Victor Achter jun. wurde im Februar 1937 neben seiner Tätig keit als Rechtsanwalt Prokurist und Betriebsführer bei Achter & Ebels. Wäh rend des Zweiten Weltkriegs wurde Achter zwischen Februar 1942 und März 1945 dienstverpflichteter Preisprüfer für Textilerzeugnisse im Oberkomman do der Wehrmacht (OKW) in der Preisprüfverwaltung. Diese Dienststelle wurde später vom Rüstungsministerium übernommen. Darüber hinaus wurde er im Juni 1942 ehrenamtlich Leiter der „Fachgruppe Textilveredlung“. Besondere Aufmerksamkeit widmete Achter den betriebswirtschaftlichen Problemen, die dadurch zu einem wichtigsten Arbeitsgebiet der Reichsver einigung wurden. Zwischen 1944 und 1945 war Achter zudem Mitglied des Präsidiums der Wirtschaftsgruppe Textilindustrie.
Die nationalsozialistische Wirtschaftspolitik hatte grundlegende Aus wirkungen auf die Struktur der Gladbacher Textilindustrie. Der Zwang zur Verwendung heimischer Rohstoffe förderte die Verwendung von Zell- und Reißwolle. Der Großteil der Gladbacher Unternehmen, die bereits seit Jahrzehnten – etwa wie Achter & Ebels – Kunstwolle verarbeiteten, hatte damit relativ wenig Probleme. Die Verarbeitung von Baumwolle ging in der Folge immer weiter zurück, während der Einsatz von Reißwolle immer wei ter forciert wurde und beinahe den Anteil der Baumwolle erreichte. Damit erlebte Gladbach einen Strukturwandel vom „Rheinischen Manchester“ zum wichtigsten Standort der Reißwollverarbeitung. Mit dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg in Europa. Über die Produktion von Achter & Ebels in dieser Zeit ist nichts bekannt.
Wohl aber über den Gebäudewert der Achter & Ebels-Pro duktionsstätte an der Waldnieler Straße. Diesen bezifferte ein Gutachten 1939 auf 912.044 RM. Wertvollstes Gebäude war die Spinnerei mit einem Einzelwert von 183.920 RM. Fünf Jahre später bescheinigte ein weiteres Gutachten der Fabrik gar einen Wert von 1,7 Millionen RM, was heute einem Wert von fast acht Millionen Euro entspräche.
Im Zuge der alliierten Luftangriffe war Gladbach für die Briten aufgrund seiner Industrie zum Angriffsziel geworden – ins besondere die Endbahnhöfe und Stützpunkte der Wehrmacht. Am 9./10. September 1944 führten die Briten einen Großangriff auf die Stadt durch. Auch für Achter & Ebels hatte dieser An griff verheerende Folgen. Einschließlich des Kellers wurde der Betrieb in dieser Nacht schwer getroffen und zerstört. Betrof fen waren vor allem Spinnerei und Trockenappretur. Rohmate rialien, Halbfertig- und Fertigwaren im Wert von ca. 900.000 RM verbrannten. Zehn Jahre nach dem Großauftrag für Opel war das Werk weitgehend zerstört.
Den letzten schweren Angriff erlebte Gladbach am 1. Februar 1945. Am 1. März wurde kapituliert, die 29. Infanterie-Division der 9. US-Armee besetzte die Stadt. Am 20. Juni 1945 lösten die Briten die Amerikaner als Besatzungsmacht ab.
Nach Kriegsende waren zwei Drittel der Gladbacher Textilfabriken nicht mehr arbeitsfähig. Auch der Betrieb von Achter & Ebels war nahezu vollständig zerstört, umfangreiche Wiederaufbauarbeiten waren nötig. Materialnot und Improvisationen in der Produktion bestimmten die ersten Nachkriegsjahre bei AUNDE.
Hinzu kam ein prägender Führungswechsel. Conrad Ebels war 1945 verstorben. Seine 22-jährige Tochter Liesel übernahm seinen Anteil am Unternehmen und war fortan „Fabrikantin“. In diesen Jahren herrschte ein klares Rollenbild: Unternehmerinnen waren gesellschaftlich kaum an erkannt. Daher arbeitete Liesel, die seit ihrer Heirat 1945 den Nachnamen Bolten trug, eng mit ihrem Mann Carl zusammen. Beide nahmen wesent lichen Einfluss auf AUNDE. Erinnerungen einer ehemaligen Mitarbeiterin deuten darauf hin, dass Liesel im Betrieb „die Hosen anhatte.“ Gemein sam mit Victor Achter sen. schaffte das Ehepaar Bolten den Wiederauf bau. Liesel und Carl Bolten sollten bis Anfang der 1990er Jahre AUNDE prägen.
Mit Carl Bolten war eine neue Familie in das Unternehmen gekommen. Ihr gehörte die in Korschenbroich auf dem Kraushof produzierende Brauerei Bolten, deren Ursprünge bis 1266 nachgewiesen sind. Aus der Ehe von Liesel und Carl gingen fünf Kinder hervor. Heute gehört AUNDE zur Fami lienlinie von Liesel und Carls Sohn Carl Conrad Bolten und dessen Nachfahren.
Von der Währungsreform 1948 profitierte AUNDE wie die deutsche Wirt schaft allgemein. Sie gilt als ökonomische Geburtsstunde der Bundes republik und war Grundlage für das „Wirtschaftswunder“, eine ab 1950 spürbare Hochkonjunktur, die bis zur ersten Ölpreiskrise 1973 anhielt. Damit begann auch der Erfolg der deutschen Automobilindustrie, der VW Käfer brach alle Produktionsrekorde. Zwar stellte Achter & Ebels auch Mantel- und Uniformstoffe sowie Wolldecken her, doch nun zahlte es sich aus, dass Automobilhersteller wie VW zum Kundenstamm gehörten. Das Unternehmen war erfolgreich und brauchte immer neues Personal: Die Beschäftigtenzahlen stiegen von 525 im Juni 1948 auf 1.423 im Jahr 1951. Zur Verbesserung der Produktqualität errichtete AUNDE Anfang der 1950er Jahre ein modernes Laboratorium. Hier wurden etwa Autositzbezü ge einem Belastungstest, der sogenannten Scheuerprüfung, unterzogen.
1957 verstarb Victor Achter sen. Sein Sohn Dr. Victor Achter, seit 1950 Mitgesellschafter und seit 1951 AUNDE-Geschäftsführer, übernahm dessen Firmenanteile. Zwei Jahre später kam es zu gegenseitigen Über nahmeangeboten zwischen Victor Achter und dem Ehepaar Bolten. Liesel, die ihrem Vater am Sterbebett versprochen hatte, die Ebels-Anteile nicht zu verkaufen, setze sich gemeinsam mit Carl durch, AUNDE ging in ihren Alleinbesitz über und Victor Achter verließ das Unternehmen.
Ihre Familienangehörigen erzählen heute, dass Liesel, obwohl sie bereits Mutter war, 1959 ein BWL-Studium begann und es auch abschloss. Damit wollte sie sich auf ihre Aufgaben bei AUNDE vorbereiten.
Nach ihrer Übernahme rationalisierten Liesel und Carl Bolten die Produktion und installierten technische Neuheiten. So kamen 1959 die ersten automatischen Webstühle der schwei zerischen Firma Sulzer zu AUNDE.
Mitte der 1960er Jahre gab es in der Textilindustrie große Kon kurrenz. Allein in Mönchengladbach gab es 264 Unternehmen. AUNDE konnte gegen sie bestehen, weil mit BMW, Mercedes Benz, Ford, Opel und VW die wichtigsten Autobauer der Bun desrepublik Kunden waren und das Unternehmen deren harte Lieferbedingungen akzeptierte.
Zwei Jahrzehnte des „Wirtschaftswunders“ hatten der Textilindustrie berauschende Gewinne gebracht. Ein Verkäufer-dominierter Markt er möglichte die Veräußerung von so gut wie jedem produzierten Produkt. Die Geschäfte blühten und alleine in Deutschland existierten 1970 an die 2.400 Textilunternehmen mit knapp einer halben Million Beschäftigter. In diesen Jahren des Wachstums hatte es für viele Unternehmen keinen Anreiz gegeben, die eigene Produktion effizienter zu gestalten oder in neue Technologien zu investieren. Die Rohstoffpreise waren niedrig und wenn die Kosten gesenkt werden mussten, dann erfolgte das vorwiegend über die Drosselung der Lohnausgaben.
Anstatt die bestehenden Betriebe zu modernisieren, wanderten Betriebe lieber ab in Niedriglohnländer und produzierten dort mit den gleichen Methoden zu scheinbar niedrigeren Kosten. Das dieses System nicht nachhaltig war, musste die deutsche Textilbranche jedoch spätestens mit dem Einsetzen der Wirtschaftskrise ab 1973 schmerzlich erfahren. Aus gelöst durch die Ölkrise geriet die deutsche Exportindustrie ins Stocken und auch die Textilbranche litt bald darunter: Aufträge, etwa aus der Auto mobilbranche, brachen weg und die Importkosten explodierten geradezu. In der Textilindustrie machte sich die günstige Konkurrenz im Ausland bemerkbar.
Dazu wurden Rationalisierungen unumgänglich. Technische Arbeitsschritte, die die Handarbeit ersetzten, wurden verstärkt in der Produktion genutzt. Die Folge war der Beginn einer schweren Krise: 10,8 Prozent der Beschäftigten in der Textilbranche mussten 1974 in Kurzarbeit gehen; Hunderte Unternehmen schlossen ihre Tore. Allein in der ersten Hälfte des Jahrzehnts verloren so mehr als 150.000 Menschen ihre An stellung in der Textilbranche.
Wer unter diesen Bedingungen überleben wollte, brauchte gute Ideen und die Kraft, diese auch umzusetzen. In dieser Situation hatte Achter & Ebels das Glück, beides bereits in den eigenen Reihen zu besitzen – in der Person von Rolf Königs. Der gebürtige Mönchengladbacher war seit 1964 Angestellter der Firma. Zunächst als Laborleiter angestellt, machte er sich schnell einen Namen als fleißiger und zielstrebiger Mitarbeiter. Königs begann den eigenen Arbeitsbereich umzustrukturieren und sich darüber hinaus in die Produktionsabläufe und die Strukturen des gesamten Be triebs einzumischen. Ihm war der Status Quo des Unternehmens nicht genug, oder um es mit seinen eigenen Worten zu sagen: Achter & Ebels war zuvor „ein typischer Textilbetrieb: Flusen, warm, schlechte Luft. Damit wollte ich aufräumen.“
Für Königs war klar, dass es zu nichts führen konnte, mit dem Finger auf andere zu zeigen und mit den Billigprodukten aus dem Ausland zu hadern.
Die eingesessene Arbeitsweise und die bestehenden „Fürsten tümer“, wie Königs die Firmenstrukturen zu Beginn seiner Zeit selbst gerne nannte, hatten für ihn keine Zukunft. Effiziente und unkomplizierte Arbeitsweisen sollten die eitel bewachten und zugleich verkrusteten Strukturen im Betrieb ersetzen. Nicht mehr einzelne „Fürsten“, sondern das Produkt sollte im Vordergrund stehen. Königs war der richtige Mann zur richti gen Zeit und er hatte das Glück, dass die Führungsriege das ebenfalls erkannte.
Liesel Bolten unterstützte die Ideen von Königs. 1978 bekam er eine geschäftsführende Position übertragen und sofort begann der Umbau: Vom traditionsreichen Tuchhersteller entwickelte sich Achter & Ebels zum Systemlieferanten. Neue Produkte und Fertigungsabläufe wurden eingeführt, die Produktion auf die Wünsche der Kunden angepasst. Das erklärte Ziel war die Automobilbranche. Mit Opel hatte man bereits einen langjäh rigen Partner in dieser Branche und darauf aufbauend inves tierte Achter & Ebels massiv in die eigene Neuausrichtung. Gut 20 Millionen DM flossen ab 1978 in die Modernisierung und Erneuerung der technischen Ausstattung. Rolf Königs gab der Firma eine neue Konzeption, einen roten Faden und es sollte nicht lange dauern, bis sich die ersten Erfolge einstellten.
In den 1980er Jahren war AUNDE an einem entscheidenden Punkt angelangt. Die Welt veränderte sich rapide und das Unternehmen erkann te die Notwendigkeit, sich anzupassen, um zu überleben. Es war nicht mehr ausreichend, sich auf traditionelle Geschäftsfelder zu beschränken. Eine strategische Neuausrichtung war vonnöten, um den Herausforderun gen der Zeit zu begegnen. Die Internationalisierung war dabei ein Schlüs selelement. AUNDE erkannte, dass man nicht nur geografisch expandie ren, sondern auch seine Geschäftsfelder neu ausrichten musste. Dabei fiel der Blick auf den aufstrebenden Automobilsektor. Schon damals wurden für die bedeutenden Automobilbauer BMW, Mercedes-Benz, Ford, Opel und Volkswagen Stoffe entwickelt und hergestellt. AUNDE entschied sich dafür, eng und seit 1982 weltweit mit diesen Firmen zusammenzu arbeiten. Als Opel mit der Produktion des Corsas in Saragossa begann, baute AUNDE in der Nähe ein neues Werk im spanischen Sant Celoni, 80 Kilometer nordöstlich von Barcelona. Damit konnte AUNDE auch dem Prinzip der Just-in-time-Lieferung in vollem Maße gerecht werden.
Liesel Bolten zögerte anfangs, doch Rolf Königs setzte sich durch. Er behielt Recht, die Entscheidung, sich auf den Automobilsektor zu fokussieren, war ein wichtiger Baustein für die Zukunft von AUNDE. Es ermöglichte dem Unternehmen, seine Innovationskraft voll auszuschöpfen und seine Produkte kontinuierlich weiterzuentwickeln. Doch der Weg zum Global Player war noch weit. Es bedurfte weiterer Schritte, um sich in der Auto mobilzulieferindustrie zu etablieren.
Eine bedeutende Entwicklung war die Übernahme von Unternehmen wie ESTEBAN im Jahr 1986 und ISRINGHAUSEN im Jahr 1991. Diese Übernah men erweiterten das Produktportfolio. Von einem Hersteller von Polster stoffen und technischen Textilien wandelte sich AUNDE zu einem System anbieter von kompletten Autositzen. Die Fokussierung auf die Herstellung von Sitzen für verschiedene Fahrzeugtypen sowie Sitzsystemen für Busse und öffentliche Verkehrsmittel war dabei ein entscheidender Schritt.
Diese Entwicklung passierte unter neuer Führung: Seit 1993 war Carl Conrad Bolten Inhaber und Geschäftsführer von AUNDE. Mit ihm blieb das Unternehmen nicht stehen, sondern setzte die Expansion weiter fort.
Die Übernahme der FEHRER Gruppe im Jahr 2014 eröffnete neue Möglichkeiten und erweiterte das Angebot von AUNDE auf neue Bereiche im Fahrzeuginnenraum. Die Gründung der AUNDE Group SE im Jahr 2018 war ein weiterer Meilenstein, der die verschiedenen Marken des Unternehmens unter einem Dach vereinte und seine internationale Präsenz weiter festigte. Der Aufstieg von AUNDE ist dabei eng mit dem Namen Rolf Königs verbunden. Sein Mut, neue Wege zu gehen und sein ständiges Hinterfragen des eigenen Geschäftsmodells trugen maßgeblich zum Erfolg des Unternehmens bei. Heute ist die AUNDE Group ein international führender Anbieter von Inte rieur-Lösungen für die Automobilindustrie. Ihr Weg zeigt, dass mit Entschlossenheit, Innovation und strategischer Weitsicht selbst in Zeiten des Wandels große Erfolge möglich sind.
Der Weg zur gemeinsamen Gruppe begann 1991 als AUNDE ISRINGHAU SEN (ISRI) übernahm. Das 1919 in Bielefeld gegründete Unternehmen produzierte in seiner Anfangszeit Fahrradsättel und Technische Federn. 1957 zog das Unternehmen nach Lemgo, dem heutigen Firmensitz. Im Laufe der Jahrzehnte spezialisierte sich ISRI auf die Herstellung modu larer Sitzsysteme für Nutzfahrzeuge. 1979 entwickelte das Unternehmen erste vollautomatische Sitze, 1987 folgte der weltweit erste Nutzfahr- zeugsitz mit integriertem 3-Punkt-Sicherheitsgurt. Heute produziert die ISRINGHAUSEN Group in 21 Ländern und ist in den Bereichen Sitzsys teme und Technische Federn einer der weltweit führenden Zulieferer für LKW, Transporter, Busse und Offroad-Fahrzeuge.
2014 kam mit FEHRER ein weiter Spezialist zur AUNDE Group. 1875 gründete Friedrich Sigmund Fehrer das Unternehmen als „Dampf- und Rosshaarspinnerei“ im bayerischen Kitzingen. 1920 stellte FEHRER die Produktion auf Schnellpolstermatten um und schloss erste Verträge mit der Automobilindustrie. 1965 fertigte FEHRER auf Basis der Kunststofftechnologie Formteile und Polyurethanschaum – eine Technik, die man in den kommenden Jahrzehnten beständig weiterentwickelte.
Heute, fast 150 Jahre nach seiner Gründung, gehört das Unternehmen zu den führen den Spezialisten in der Komponentenherstellung für den Fahrzeuginnen raum. FEHRER versteht sich nicht nur als Lieferant, sondern als Partner, der die Entwicklung bei den Fahrzeugherstellern von der Idee bis zur Serienproduktion begleitet.
Die 2018 in Mönchengladbach gegründete AUNDE Group SE wurde neue Dachgesellschaft und fasste die drei Unternehmen AUNDE, ISRI und FEHRER gesellschaftsrechtlich zusammen. Das Unternehmen übernimmt seitdem die Leitung der Gruppe. Erster geschäftsführender Direktor wurde Rolf Königs.
Seit 2019 gehört auch das Unternehmen REINERT Kunststoff technik zur AUNDE Group, dessen Hauptsitze in Bissingen an der Teck und im rumänischen Oradea liegen. Das Unterneh men ist Experte im Spritzguss und in der Verarbeitung thermo plastischer Komponenten.
AUNDE, ISRI, FEHRER und REINERT bilden heute die AUNDE Group SE. Jedes einzelne Unternehmen hat darüber hinaus weitere Tochtergesellschaften und Joint Ventures, die ihren Arbeitsbereich ergänzen. Das Portfolio der Gruppe reicht von der Garn-Herstellung und der Herstellung textiler Flächen, dem Nähen und Zuschneiden von Bezügen, über die indivi duelle Sitzherstellung bis hin zu Interieur-Komponenten. 24 deutsche Gesellschaften und 58 ausländische Tochterunter nehmen gehörten 2021 zur AUNDE Group.
Autonomes Fahren und E-Mobilität bestimmen die Zukunft der AUNDE Group SE. Das Auto wird Menschen autonom von A nach B bringen und ihnen erlauben, die Fahrzeit mit weiteren Tätigkeiten zu füllen. Entspre chend steigen die Ansprüche an den Innenraum: Funktionale Ausstat tungen müssen mit individuellen Gestaltungsvorstellungen kombiniert werden. „Interieur ist das neue Exterieur“, brachte Rolf Königs die Ent wicklung auf den Punkt. AUNDE setzt sich das Ziel, mit hochwertigen und innovativen Produkten für den Autoinnenraum den Auftritt der zukünfti gen Mobilität mitzuprägen. Der Gladbacher Automotive-Zulieferer arbeitet schon heute daran, dass man sich im Auto der Zukunft wohlfühlen wird. Als Technologieführer für Gewebe- und Interieur-Komponenten ist die AUNDE Group SE wie geschaffen für diese Aufgabe. Themen wie innova tive Oberflächen, individuelle Sitzpositionen, ergonomische Umgebungen und technischer Komfort werden weiterhin stark nachgefragte Bereiche sein, auch unabhängig vom autonomen Fahren.
Um für die Zukunft bereit zu sein, investiert die AUNDE Group in die Entwicklung innovativer Produkte. Seit 2019 arbeitet der Automotive- Zulieferer gemeinsam mit dem in der LED-Lichttechnik erfahrenen Unternehmen MENTOR an lichtaktiven Fasern und beleuchteten Faser matten, die im knapp bemessenen Innenraum des Automobils flexible Gestaltungsmöglichkeiten bieten.
Alle Entwicklungen finden auf Basis einer nachhaltigen Produktion mit nachwachsenden und recycelten Rohstoffen statt. AUNDE arbeitet daran, Produkte nach ihrer Nutzung, vollständig dem Materialkreislauf zurück zuführen. Der eigene Anspruch besteht darin, Innovationsführer im Be reich nachhaltiger Materialien zu sein. Bereits 2015 stellte AUNDE ein Energieteam auf, das Einsparpotenziale weltweit umsetzt. Um Ressourcen zu schonen, verbannte AUNDE die wasserintensive Badfärbung aus der Produktion. Durch langjährige Kundenbeziehungen verantwortet AUNDE nachhaltige Lieferketten. Beispiele wie diese zeigen: die AUNDE Group SE reduziert Schritt für Schritt ihren ökologischen Fußabdruck.
Innovative Ideen wird AUNDE – wie schon seit 125 Jahren – auch in Zu kunft bei den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern finden. Mit starken Aus- und Weiterbildungsprogrammen will der Automobilzuliefe rer das eigene Potenzial ausschöpfen. In Mönchengladbach fördert das Unternehmen das von Rolf Königs initiierte Ausbildungszentrum „Textil akademie NRW.“ Auch zum Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik der Hochschule Niederrhein pflegt AUNDE enge Kontakte. Eine positive Arbeitsumgebung und fachlich erstklassig ausgebildete Arbeitskräfte sind für AUNDE wesentliche Zukunftsfaktoren.
Im Jubiläumsjahr 2024 steht in Mönchengladbach eine Zeitenwende an. Der langjährige Geschäftsführer Rolf Königs verlässt das Unternehmen nach 60 prägenden und erfolgreichen Jahren. Er baute AUNDE von einem lokalen Textilunternehmen zu einer globalen Unternehmensgruppe mit mehr als 24.000 Mitarbeitern aus.
Er übergibt seinen Nachfolgern Peter Bolten, Vertreter der vier ten Familiengeneration in der Unternehmensleitung, und Chris tian Prause einen funktionierenden Konzern. AUNDE ist bereit für die Zukunft. Mit in 125 Jahren erworbener Kompetenz blickt der Gladbacher Automobilzulieferer positiv in die Zukunft.
1899 – Gegenwart
Von der Volltuchfabrik zum Systemlieferanten
1794 – 1900
Textilherstellung mit langer Tradition am Niederrhein
1899 – 1913
Zwei Jahrzehnte Wachstum bei Achter & Ebels
1900 – 1918
Gladbach und seine Textilindustrie nach der Jahrhundertwende
1918 – 1933
In Krisenzeiten erfolgreich
1933 – 1945
AUNDE in der Zeit des Nationalsozialismus
1945 – 1970
Wiederaufbau mit Liesel Bolten an der Spitze
1970 – 1980
Neuer Schwung: Rolf Königs übernimmt die Geschäftsleitung